Wie schätzen Sie die Lage von Kulturschaffenden aktuell ein?

Die Umstände für Kulturschaffende sind derzeit äußerst bedrohlich. Viele Berufe geraten aus dem Fokus. Dabei hat Kultur seinen Wert: Sie ermöglicht Orientierung, ein angenehmeres Leben, gibt der Gesellschaft Denkanstöße und kann einen unglaublich positiven Einfluss auf den Tagesablauf nehmen. 

Herr Harbauer, wie erleben Sie die aktuelle Situation?

Ich denke, wir erleben eine branchenübergreifende Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Wir für unseren Teil planen mit dem Festival im Oktober, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Momentan entwickeln wir diesbezüglich verschiedene Konzepte und orientieren uns dabei an internationalen Bemühungen etwa aus Südkorea und Japan. Man muss derzeit einfach gemeinsam etwas probieren, so kann man vielleicht auch auf die Distanz gemeinschaftliche Ereignisse wahrnehmen. Wir bereiten derzeit z. B. ein Autokino vor und bieten über die Stadtbibliothek Chemnitz zehn verschiedene Kinderfilme aus zehn verschiedenen Ländern an. Das bietet die Chance von virtuellen Reisen und dem richtigen Umgang mit der Situation. 

Sehen Sie dennoch Chancen, welche die aktuelle Situation mit sich bringt?

Ich denke, dass Kultur und Reisen einen höheren Stellenwert bekommen haben. Besonders der Film gewinnt an Bedeutung. Wir entwickeln neue Sehnsüchte, für die der Film eine Brücke zur Welt sein kann. Dabei sind besonders Kinder bereit für Entdeckungen. Da viele Eltern jetzt vermehrt zu Hause sind, bietet sich auch die Chance, Filme zu begleiten, darüber zu reden und damit vielleicht auch die eigenen Kinder besser kennenzulernen.
Für besonders kreative Kinder und Jugendliche bietet sich die Möglichkeit, am Wettbewerb „Made by You“ teilzunehmen. Alle Kurzfilme werden hier von Kindern und Jugendlichen gemacht und von Profis bewertet. Wer mitmachen will, kann sein Projekt bis zum 20. Juli einreichen. 
 

Bildnachweis: Filmfestival SCHLINGEL