6. Wie unterstützen Sie als Netzwerk die Unternehmen genau?
Wir haben im Projekt „Sozialkompetenz für die Arbeitswelt“ verschiedene Bildungsangebote für alle Beteiligten der Berufsbildung. Das können individuelle Workshops und Fortbildungen sein, moderierte Erfahrungsaustausche, Vorträge aber auch Beratung. In unserem zweiten Projekt in Kooperation mit Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen "Open Saxony!" haben wir zudem zahlreiche Bildungsangebote für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen, um eine wertschätzende Unternehmenskultur in sächsischen Betrieben zu unterstützen. Unsere Themenpalette reicht von Vielfalt über diskriminierungsfreie Sprache, von Rassismus bis hin zu Gefahren von Verschwörungsideologien für Unternehmen. Essentiell ist uns in allen Bildungsangeboten, Menschen in ihrer Handlungssicherheit im eigenen Ausbildungs- und Arbeitskontext zu unterstützen.
7. Fallen dafür Kosten für die Unternehmen an? Wie hoch ist der Aufwand?
Nein. Unsere Angebote sind kostenfrei. Wir werden gefördert über die Fachkräfterichtlinie im Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) und über das Landesprogramm "Weltoffenes Sachsen".
8. Mit welchem Format/Methode arbeiten Sie am liebsten, wenn Sie zu Unternehmen gehen?
Wir arbeiten entsprechend unserer Qualitätskriterien in überschaubaren Gruppengrößen, so dass Jede:r mit seinen eigenen Gedanken und Erfahrungen auch ins Gespräch kommen kann: Der Austausch ist das Kostbarste. Wenn nach einem Input der eigene Arbeitsalltag reflektiert wird und Aha-Effekte entstehen, dann gibt das einen richtigen Motivationsschub, der im Raum spürbar ist.
9. Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit besonders?
Wenn unsere Teilnehmer:innen nach Workshops sagen, dass sie sich jetzt handlungssicherer fühlen und zukünftig aufstehen werden, wenn sie diskriminierende Situationen erleben, wenn die Teilnehmer:innen für den Erfahrungsaustausch dankbar sind, wenn sich Unternehmen in den Prozess begeben und Leitlinien überarbeiten, Betriebsvereinbarungen schließen oder, wie z. B. NOMOS Glashütte, sich klar positionieren in offenen Briefen nach Wahlen – kurzum: Wenn wir merken, dass unsere Arbeit etwas bewegt!
10. Zum Schluss darf geträumt werden: Wie sieht das weltoffene sächsische Unternehmen in der (nahen) Zukunft für Sie aus?
Eine Kollegin erzählte mit kürzlich von einem Gespräch mit einem Iraner, der mit seiner Frau seit vielen Jahren in Deutschland lebt. In dieser Zeit ist er zweimal rassistisch beleidigt worden, beide Male war es in Sachsen. Für ihn ist es deshalb kein guter Ort. Ein Weltoffenes Sachsen muss ein Sachsen sein, in dem Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung keine Chance mehr haben. Verschiedenste Menschen kommen hierher oder bleiben gerne in Sachsen zum Leben und Arbeiten und fühlen sich sicher hier. Mitarbeiter:innen im Unternehmen werden gerade in ihrer Diversität und mit ihren Kompetenzen wertgeschätzt und angenommen. Dabei gibt es ein klares Bekenntnis gegen menschenverachtende Einstellungen, das auch im Arbeitsalltag gelebt wird. Wir müssen gemeinsam aktiv werden, denn im Arbeitsleben wird unsere Gesellschaft und unser tägliches Miteinander maßgeblich gestaltet.
Vielen Dank, Frau Schilow.